Wenn die elterliche Sorgen um die kindliche Sprachentwicklung nicht ernst genommen wird

Angst um die kindliche Entwicklung und Gesundheit ist etwas, mit dem sich die meisten Eltern identifizieren können. Aber für einige wird diese Angst unerträglich; insbesondere dann wenn Ihre Sorge nicht ernst genommen und dem Kind die nötige Hilfe verweigert wird.

So erging es Johanna, Mama eines Sohnes mit einer Sprachentwicklungsstörung.

Schon früh hat Johanna bemerkt, dass sich die Sprache ihres Kindes nicht richtig entwickelt.

Im Interview erzählt sie, wie sie dafür kämpfen musste, dass ihr Sohn die nötige Unterstützung erhielt.

Johanna, wann hattest du das erste mal Sorge, dass die Sprachentwicklung deines Kindes verzögert ist?

E. hat nie wirklich etwas von selbst gesprochen. Andere Kinder sprachen Wörter, die sie einmal gehört haben, einfach nach. Das hat mein Sohn nie gemacht. Er plapperte als Baby auch wenig. Gefühlt fehlten ihm die Wörter und er zeigte viel, nutze Laute und Geräusche. Mit 18 Monaten habe ich die Kinderärztin darauf angesprochen. Sie sagte, E. sei ganz normal entwicklet, verstehe alles und sei halt einfach sprechfaul. Das komme schon. Es kam nicht. Mit 2 Jahren bei der U7 habe ich wieder die Sprachentwicklung angesprochen. Die Kinderärztin wollte noch immer nichts tun, sie schrieb Late Talker ins U-Heft und sagte das verwächst sich, Jungen seien oft Spätzünder. Aber weil ich mich nicht habe abwimmeln lassen, haben wir eine Termin zum Hörtest bei einem HNO-Arzt bekommen. Da war alles okay. Und der HNO-Arzt sagte: "Logopädie ist nicht nötig lesen Sie ihm einfach mehr Bücher vor, dann klappt das auch mit der Sprache. Vor 4 Jahren macht Logopädie sowieso keinen Sinn."

Bei Sprachverzögerung einfach abwarten? Wie hast du reagiert?

Ich war total verunsichert und habe mich gefragt, ob ich es vielleicht doch übertreibe und mein Sohn einfach mehr Zeit braucht. Und ich hatte ein schlechtes Gewissen, dass ich Schuld bin und zu wenig mit meinem Kind spreche oder ein schlechtes Sprachvorbild bin. Wieder standen wir am Anfang. Diese Ratlosigkeit war unerträglich.

Wann bekam dein Sohn dann logopädische Therapie?

Von meiner ersten Vorstellung bei der Kinderärztin bis zur Ausstellung der Logopädierezeptes vergingen 7 Monate. Und dann mussten wir aber noch auf einen Therapieplatz warten. Wir standen auf allen Warteliste. Schließlich bekamen wir nach 8 Monaten Wartezeit einen Therapielatz. Die erste Therapie haben wir nach 5 Stunden abgebrochen, weil die Chemie nicht stimmte und der Therapeut auch eher Erwachsene behandelte. Gott sei Dank bekamen wir einen anderen Logopädieplatz, - aber anfangs nur alle 2 Wochen. Im Hebst und Winter ist die Therapie krankheitsbedint allerdings sehr häufig ausgefallen, so dass leider lange Therapiepausen entstanden.

Was ist die größte Herausforderung und Sorge für dich als Mama eines Kindes mit einer Sprachentwicklungsstörung?

Ich frage mich oft wie es wäre, wenn wir uns richtig unterhalten könnten, wie der Alltag wäre, wenn ich nicht rätseln müsste, was er meint. Ich muss auch oft seine Sprache für andere übersetzen, damit sie mein Kind verstehen. Das ist anstrengend. Und ich habe Angst, dass er seine Sprechfreude verliert, weil er oft eben nicht verstanden wird und das Sprechen für ihn harte Arbeit ist. Und das das dann seine Freundschaften und sein Wesen beeinflusst. Dass es keine Prognose gibt und ich nicht weiß, wann es besser wird, ist auch schwer anzunehmen. Ich mache mir Sorgen um seine Zukunft - wie es in der Schule wird, im Beruft usw. Ich versuche täglich seine Sprachentwicklung spielerisch selbst zu Hause zu fördern, dass ist nicht immer leicht neben all den anderen Alltagsaufgaben. "Und ich empfinde es als verletzend, wenn andere Eltern dann sagen: Mach dir nicht so einen Stress. Ich kenne viele Kinder aus der Kita die nicht so gut sprechen. Das verwächst sich schon. Jedes Kind ist anders."

Eltern von Kindern mit Sprachentwicklungsstörungen sind oft belastet und voller Sorge

Wie spricht dein Sohn jetzt mit 4 Jahren?

Viel besser. Sein Wortschatz ist viel größer geworden. Er spricht mittlerwile Sätze. Die sind aber grammatikalisch noch nicht richtig. E. benötigt viel Übung und Wiederholung. Aber man kann vieles auch recht einfach im Alltag integrieren, wenn man weiß wie es geht. Seine Aussprache ist noch fehlerhaft und schwer verständlich. Er vertauscht zum Beispiel die Laute T, D, F, S, SCH, CH mit anderen Lauten.

Hast du Tipps für andere Eltern, die sich um die Sprachentwicklung ihres Kindes sorgen?

Höre auf deine innere Stimme! Wenn du denkst, dass da ist etwas nicht in Ordnung, dann lass dich nicht abwimmeln. Stehe für dein Kind ein. Je länger es dauert, desto schwieriger wird es alles aufzuholen. Wenn ich nicht so hartnäckig geblieben wäre, hätte mein Sohn noch immer keine Therapie. Informiert euch und fördert euer Kind auch selbst! Denn seien wir ehrlich: 1mal Logopädie pro Woche ist viel zu wenig. Die Logopädin kann auch keine Wunder vollbringen.

Vielen Dank Johanna für diese wertvollen Einblicke und deine ehrlichen Worte!

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Johannas Geschichte ist leider kein Einzelfall, sondern trauriger Alltag.

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Nachfolgend habe ich dir nun noch weitere Tipps zusammengetragen, die dir dabeim helfen, mit deiner Sorge und Angst besser umzugehen:

Wie kann ich mit der Sorge und Angst um die Sprachentwicklung meines Kindes umgehen?

Eltern sollten sich diese Fragen bzgl. der Sprachentwicklung ihres Kindes stellen:

• Gab es im Laufe der Sprachentwicklung einzelne Fortschritte?

• Was sind die Meilensteine, die mein Kind lernen muss, um darauf hinzuarbeiten?

• Wie kann ich diese Meilensteine ​​unterstützen?

• Wie geht es meinem Kind mit anderen (Mini)-Meilensteinen und Vorläuferfähigketen, die für diese spezielle Fähigkeit wichtig sind?

Wenn du wissen willst, wo dein Kind in seiner Sprachentwicklung steh und was als nächstes kommt, empfehle ich dir unsere Meilenstein-Checkliste herunterzuladen! Die Liste hilft dir objektiv die kindliche Sprachentwicklung einzuschätzen. Du wirst herauszufinden, welche Fähigkeiten dein Kind bereits beherrscht (du wirst staunen!), an welchen es gerade arbeitet und bei welchen es möglicherweise hinterherhinkt und Hilfe benötigt!

Das Belastungserleben von Eltern sprachgestörter Kinder

Es gibt auch Zeiträume im Leben, in denen wir anfälliger sind für Sorgen, z.B. während der Schwangerschaft und nach der Geburt eines Babys.

Wenn die Sorge jedoch übermäßig und überwältigend wird, uns im Handeln einschränkt und lange anhält, können Angstzustände vorliegen.

Checkliste: Sorge vs Angst bei Sprachentwicklungsproblemen

Eine übermäßige Sorge oder Angst, die dein eigenes Wohlbefinden beeinflusst, kannst du u.a. daran erkennen:

• Beeinträchtigt den Alltag

• Nimmt viel Zeit in Anspruch

• Begleitende körperliche Symptome (z. B. Übelkeit, Schweißausbruch, Zittern, Magenverstimmung, Herzrasen, Muskelverspannungen usw.)

• ständiges Nachdenken über das „Worst-Case-Szenario“

• Schwer zu kontrollieren

  
  

Tipps für Eltern: So bewältigst du deine Angst um dein Kind

Das Gegenmittel gegen Angst besteht nicht darin, sie loszuwerden, sondern sie mit Neugier willkommen zu heißen. Indem Du anfängst, deine Angst zu hinterfragen, kannst du Wege finden, damit umzugehen. Versuche eine oder mehrere der nachfolgenden Strategien zu praktizieren, um zu sehen, ob sich etwas verändert.

1) Reflektiere deine Gedanken

Was wir uns über eine Situation sagen, beeinflusst, wie wir uns fühlen und was wir tun. Negatives Denken kann uns mehr Sorgen machen als nötig, z. B. Alles-oder-Nichts-Denken, Übergeneralisieren, Soll-Aussagen, Katastrophieren, Abwerten des Positiven usw. Sei nicht zu hart zu dir und setzte deine Ziele nicht zu hoch. Halte dir vor Augen, was dein Kind (und du!) heute schon alles geschafft haben und würdige auch die kleinen Schritte! Fehler sind erlaubt und machen uns liebenswert und menschlich.

3) Konzentriere dich auf deine Atmung : Atemnübung

Kontrolliertes Atmen kann unserem Geist und Körper helfen, entspannter zu werden.

Reguliere deine Atmung, indem du tief durch die Nase einatmest, bis 4 zählst, pausierst, bis 4 zählst, durch den Mund ausatmest, bis 4 zählst, pausierst, bis 4 zählst, und wiederholst.

3) Sei präsent! Nutze deine Sinne, um dich zu erden

Wir wollen unsere Aufmerksamkeit auf die Gegenwart richten und nicht auf die negativen Gedanken oder Sorgengedanken. Versuche es einmal mit diesen Methoden:

• Die 333-Regel: Nenne 3 Dinge, die du siehst, nenne 3 Dinge, die du hörst, bewege 3 Körperteile.

• 5-Sinne-Übung: Nenne 5 Dinge, die du sehen kannst, 4 Dinge, die du fühlen/fühlen kannst, 3 Dinge, die du hören kannst, 2 Dinge, die du riechen kannst, 1 Sache, die du schmecken kannst.

4) Plane bewusst Sorgenzeit ein

Plane Sorgenzeiten in deinen Kalender ein, als wäre es ein Termin. Wenn du dir im Laufe des Tages deiner Gedanken bewusst wirst, notiere sie. Der Schlüssel ist, sich erst später bzw. im "Termin" darauf einzulassen. Dies erfordert Übung und kann sich am Anfang unangenehm anfühlen. Gehe dann deine Liste durch. Schau, wie sich die Punkte auf der Liste anfühlen, jetzt, wo es einige Zeit her ist, seit die Sorge zum ersten Mal aufkam. Höre nach Ablauf der eingeplanten Zeit auf und mache etwas anderes. Das kann dazu beitragen, dir den Rest des Tages unbeschwertere Zeit zu verschaffen, weil du nicht den ganzen Tag über damit verbringst, dir über Dinge, Gedanken zu machen.

5) Selbstliebe

Wenn wir uns nicht um uns selbst kümmern, sind wir anfälliger dafür, uns auf das Negative zu konzentrieren und uns schlechter zu fühlen. Außerdem kannst du dein Kind nicht gut begleiten, wenn es dir selbst schlecht geht. Hast du genug Zeit für deine eigene Gesundheit und Wohlergehen? Nimmst du dir Raum für Bewegung, ausreichend Schlaf, soziale Kontakte, deine Hobbys etc.?

Sei geduldig mit dir selbst (und deinem Kind)! Es ist ein Prozess!

Deine Patricia

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