Wenn du das Gefühl hast, dass dein Kind eine Legasthenie oder Lese-Rechtschreibschwäche haben könnte, solltest du dir rechtzeitig professionelle Hilfe holen. Der erste Schritt sollte eine Diagnostik sein, um Gewissheit bzgl. der Diagnose zu erhalten und Maßnahmen zur gezielten Förderung einleiten zu können.
In diesem Artikel erfährst du: 1. Wie und wo wird die Legasthenie festgestellt? 2. Wie läuft die Lese-Rechtschreibförderung ab? 3. Wie Eltern im Alltag bei Legasthenie unterstützen können
Wie und wo wird die Legasthenie untersucht und diagnostiziert?
Um festzustellen, ob eine Legasthenie gemäß ICD-10 (= Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) vorliegt, sollten die Kinder von Experten untersucht werden. Hierzu zählen Ärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie und –Psychotherapie, Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten oder Ärzte und Psychotherapeuten, Logopäden, pädagogische Fachkräfte mit einer entsprechenden Fortbildung. Eine Testung ist ab dem 2. Schuljahr möglich. Risikofaktoren für eine Lese-Rechtschreibstörung (LRS) kann man bereits im Vorschulalter feststellen, indem man u.a. die Vorläuferfähigkeiten für das Lesen- und Schreiben untersuchst. Ein präventives Training z.B. der Phonologischen Bewusstheit ist von großem Vorteil, um die LRS abzuschwächen.
Zur Diagnosestellung werden mehrere Tests durchgeführt, u.a.:
Standardisierter Lese- und Rechtschreibtest
Überprüfen der phonologischen Bewusstheit
Intelligenzdiagnostik; bestenfalls sprachfrei
Untersuchung des Verhaltens (z.B. Aufmerksamkeit, Impulsivität, Emotionalität)
Neurologische Untersuchung einschließlich der Überprüfung der Hör- und Sehfähigkeit
Vorlage eines Schulberichtes bzw. Bericht über die individuelle Lernentwicklung
Wenn du mehr über Anzeichen, Symptome und typische bei Legasthenie erfahren möchtest, lies diesen Artikel.
Förderung und Therapie von Kindern mit Legasthenie und Lese-Rechtschreibstörung
Eine frühe Förderung durch Fachpersonal ist sehr wichtig. Eine spezielle Förderung in der Schule ist leider nicht selbstverständlich. Jedes Bundesland regelt den Umgang mit LRS-Kindern durch eigene Rahmenrichtlinien. LehrerInnen sind leider nicht notwendigerweise im Umgang mit Legasthenie ausgebildet. Beim Verdacht auf eine Legasthenie solltest du dich daher erkundigen, inwiefern eine schulische Förderung möglich ist und auch außerschulische Hilfe holen.
Kann eine Legasthenie geheilt werden?
Nein. Durch vermehrtes Üben wird sich allein keine Verbesserung einstellen. Aber betroffene Kinder brauchen eine individuelle Therapie! Die Kinder können zwar nicht von Legasthenie geheilt werden, aber bei einer guten spezifischen Förderung können sie sich gut weiterentwickeln und ihr Potential ausschöpfen!
Braucht mein Kind mehr als nur eine Lese-Reschtschreibförderung?
Oft zeigen betroffene Kinder beim Lesen und Schreiben zusätzlich Verhaltensveränderungen, wie Unruhe, Unaufmerksamkeit etc. Dies ist jedoch meist ein Ausdruck der Überforderung beim Schreiben und Lesen. Sobald sie etwas anderes machen, existieren die Symptome nicht mehr. Aber es gibt auch legasthene Kinder, die zusätzlich an Hyperaktivität oder Konzentrationsstörungen leiden. Hier können dann weitere Fördermaßnahmen nötig werden, wie z.B. Ergotherapie, Verhaltenstherapie etc.
Wie Eltern ihr Kind zu Hause bei Legasthenie und Lese-Rechtschreibstörung unterstützen können
Als Mama und Papa kannst du folgende Tipps beherzigen:
Besprich die Symptomatik mit der Lehrerin/dem Lehrer. So könnt ihr Maßnahmen vereinbaren, die vermeiden, dass dein Kind ständig Misserfolge (z.B. beim lauten Vorlesen in der Klasse) erlebt.
Unterstütze in Zusammenarbeit mit der behandelnden Therapeutin und Lehrerin/Lehrer den Übungsplan. Einige dich mit der Lehrkraft auf sinnvolle Hausaufgaben, die dein Kind nicht überfordern.
Erfrage, ob die Möglichkeit für einen Nachteilsausgleich besteht. Unter „Nachteilsausgleich“ versteht man besondere Maßnahmen, mit denen man die Benachteiligung des Kindes durch seine Störung ausgleichen möchte. Hierzu zählen beispielsweise längere Bearbeitungszeiten, mündliche statt schriftliche Tests, das Nichteinbeziehen der Rechtschreibung in die Note, Nutzung von Tablet etc.
Weniger ist mehr! Vermeide stundenlanges Üben, fokussiere stattdessen auf kurze und regelmäßige Übungszeiten. Dein Kind braucht auch Zeit zum Spielen, für Freunde oder einfach zum Entspannen.
Fördere die Stärken deines Kindes: Kinder, die ihre Stärken kennen, können besser mit ihren Schwächen umgehen. Das hilft, schulische Herausforderungen besser zu meistern. Gib deinem Kind Möglichkeiten, seine Stärken zu entdecken und auszubauen; z.B. in Sport, Musik Hobbys.
Schaffe zu Hause eine positive Lernumgebung durch Geduld, Zeit, eine ruhige konzentrierte Umgebung und anregende Lernsituationen. Zeige deinem Kind, dass du hinter ihm stehst und es annimmst - mit all seinen Stärken und Schwächen.
Lies auch noch deinem Schulkind vor. Dabei sollte es die Bücher nach seinen Interessen aussuchen dürfen. Sprich im Rahmen des Vorlesens mit deinem Kind über die Geschichte. So unterstützt du seinen Wortschatz und sprachlichen Ausdruck. Du kannst über das dialogische Lesen ganz wunderbar die Sprache fördern und auch die Schriftsprache verbessern. Schau hierzu unbedingt in meinen Online-Videokurs "LIES MIT MIR" (ja, auch für Schulkinder!).
Vermittle die Bedeutung der Schriftsprache im Alltag: Überall gibt es Geschriebenes – im Supermarkt, auf Werbeflächen, in öffentlichen Verkehrsmitteln usw. Kinder können selbst Buchstaben und Wörter entdecken. Wenn du einen Einkaufszettel schreibst, kannst du dein Kind daran beteiligen. Auch kleine geschriebene Merkzettel, Geburtstagsgrüße, Grüße aus dem Urlaub zeigen wie schön es ist, wenn Sprache zu Schrift wird.
Nutze Sprachspiele und Reime. Alte Kinderspiele wie „Mein rechter, rechter Platz ist leer...“ oder „Ich sehe was, dass du nicht siehst...“ können umgewandelt werden. Der gesuchte Gegenstand bzw. der zu besetzende Platz fängt dann beispielsweise mit „M“ an oder hat zwei Silben, reimt sich mit … oder endet auf „L“.
Fazit: Heilbar ist eine Legasthenie nicht, aber man kann sehr viel tun! Legastheniker können einen wunderbaren Bildungsweg haben, wenn Sie angemessene Unterstützung und Lese-Rechtschreibförderung bekommen. Und hierbei gilt: je früher desto besser, denn die Folgen einer Legasthenie sind weitreichend (erfahre mehr).
Du möchtest dein Kind auf eine Legasthenie oder LRS untersuchen lassen? Dein Kind war in logopädischer Behandlung und du möchtest seine Vorläuferfähigkeiten für das Lesen und Schreiben untersuchen lassen? Du suchst eine Therapie bei Legasthenie oder LRS? Dann schreib mir gern! In meiner Praxis in Fürth oder meiner Onlinesprechstunde findest du kompetente Hilfe!
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